Böse Sprüche, Malereien, Fotos, fantastische,
phantastische,
Sprücheklopfer-Prosa!
Liebe Freunde der Literatur!
Auf dieser Seite findet ihr ab heute, wie in der Überschrift schon angekündigt, kleine Prosatexte mit phantastischem Einschlag, die hoffentlich fantastisch sind.
Ab und zu wird es auch ein paar böse Sprüche geben, oder Sprüche zu allgemeinen gesellschaftlichen Themen oder aktuellen Geschehnissen geklopft werden.
Die Stücke sind nie statisch. Sie könne sich auch immer wieder mal ändern. Betrachtet diese Seite als eine laufende Werkstatt.
Viel Spass beim Schmökern!
U.M.
Ein Ausschnitt aus meinem Buch
Der Lichtschnelle Radler und andere Seltsamkeiten.
Erzählungen aus mehreren Jahrzehnten!
Gespräch mit dem Bussard!
Eine seltsame, ironische, Geschichte…gekürzt
Die Sterne des nächtlichen Firmaments sind nicht mehr zu sehen. Das frühe, fahle Licht des Morgens mischt sich mit orangerotem, feurigem Licht. Darunter zieht sich kilometerweit der schwarze, kompakte Schatten des Waldes. Feuchtes Grasland dringt durch den Stoff meiner Jeanshose, durchnässt die Haut. Kühler Wind zaust meine nicht mehr ganz blonden Haare, die hinten im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden sind, und fährt durch die Jeansjacke. Jetzt rächt es sich, das ich nur dieses kurzärmelige, dünne T-Shirt trage. Wenigstens an die wasserdichten Wanderschuhe habe ich gedacht.
Die Baumkolonie rückt näher. Schwarze Riesen mit knorrigen, gegen das Firmament gestreckten Armen, schälen sich heraus. Ich höre das Zwitschern der Vögel. Sonst nichts. Keinen Laut. Kein Mensch scheint hier unterwegs zu sein. Natürlich! Es ist ja auch noch sehr früh. Wem kommt schon um fünf Uhr morgens die Idee spazieren zu gehen? »Naturfotografen, die was sehen wollen.«
Ich betrete den schmalen, grauen Asphaltweg, der quer hinter den Wiesenhügeln am Wald vorbeiläuft und betrete die hölzernen Planken der Brücke. Das nächste Geräusch ist das Plätschern des Baches.
Vorsichtiges Tasten, raue Borke unter den Händen. Schritt in die Dunkelheit ohne Übergang.
Augen beginnen Umrisse zu sehen, Nase riecht, Zunge schmeckt, grasig, erdig, die Photosynthese.
Vögel schweigen jetzt, nur ab und zu ein leises Zirpen. Baumkronen rauschen. Zweige knacken, Pfoten tappen, Steinchen kullern.
Verdammt, warum bin ich bloß so lang und schmal. Das lässt mich schneller frieren, eine Gänsehaut läuft über meinen Körper, feuchte Blätter streifen mein Gesicht. Ob der Baum das auch so empfindet?
Hoch über den Baumkronen scheint es jetzt heller zu werden. Vereinzelte Sonnenstrahlen stehlen sich durch die Lücken und zaubern ein Muster das zwischen hellen und dunklen Flecken wechselt. »Eine Patchworkdecke aus Licht und Dunkelheit«, denke ich.
Es verspricht ein schöner Morgen zu werden. Ein Morgen wie gemacht für mich.
Ich hebe die Kamera, die um meinen Hals hängt, schaue hindurch, zoome vor und rückwärts, drehe an den Rädchen, um die Grundeinstellungen zu prüfen.
Da, ein rostbraunes Eichkätzchen läuft raschelnd durch das Laub und huscht den breiten Stamm einer Eiche empor. Klick, klick, klick!
Dort – auf dem knorrigen breiten Ast, zwischen den grün belaubten Zweigen, sitzt ein kleiner Gimpel, in rotschwarzem Federkleid. Es wirkt so, als trüge er einen schwarzen, offenen Mantel, mit schwarzer Kappe, und darunter ein leuchtend rotes Hemd. Klick! Klick!
»Jetzt«, denke ich, »fehlt nur noch, dass oben in der Baumkrone, gut sichtbar auf einem dicken Ast sitzend, ein Bussard nach seinem Frühstück Ausschau hält.«
Ein leichter Wind kommt auf, ein Rascheln fährt durch das Blätterdach des Waldes. Das Federkleid des Gimpels wird zerzaust. Er fliegt piepsend davon.
Ich schaudere zusammen. Es wird kühler, dunkler im Wald. Das Licht ist fahlgrau. Nebel scheint aufzukommen.
Verdammte Meteorologen, ein Sturm scheint aufzukommen. Das hatten sie doch gar nicht angesagt!
Platsch, platsch! Regentropfen auf meinem Kopf, meinem Hemd, meinen Wanderschuhen. Mein Blick fällt auf den Boden. Zwischen zwei Steinen hockt ein dicker Käfer, dessen glänzender Chitinpanzer von einem der dicken Tropfen getroffen wird. Er schüttelt sich regelrecht. Das Laub, auf dem er sitzt, raschelt. Seine Kieferzangen, die einem Hirschgeweih ähneln, schleifen mit einem kreischenden Geräusch an einem der Steine vorbei, als er sein Maul öffnet um einen Teil des zersprengten Regentropfens aufzufangen und schlürfend zu trinken. Was für ein Bild.
Aber wieso sehe ich das eigentlich? Ich habe die Kamera doch gar nicht auf ihn angesetzt und gezoomt!
Die Wahrnehmung wird immer größer! Sogar riesig. Mir wird etwas schwindelig. Hilfe! Habe ich Sehstörungen? Ist das ein Schlaganfall? Was ...?
Das Bild beruhigt sich … aber ich stehe vor einem riesigen Hirschkäfer! Das Geweih ist messerscharf, das Maul weit geöffnet!
Er kommt näher! Was auch immer hier los ist, ich muss rennen. Mein Blick fällt auf die turmhohe, alte Eiche. Wie auch immer – dort hin! Den Stamm hinauf!
Ich drücke raschelnd Blätter zur Seite, groß wie ein Dach. Ich höre die Laufgeräusche, das dunkle Brummen des scheinbar mutierten Käfers hinter mir, das Schnappen seiner Zangen.
Ich stolpere über einen dicken Ast, nein Zweig, rappele mich wieder auf, umrunde Berge, die eben noch kleine Steinchen waren. Egal klären wir später!
Endlich stehe ich vor dem Stamm der Eiche, unendlich breit, hartholzig, vernarbt. Wie dicke, holzige Hautschuppen haftet die Rinde der alten Eiche am Stamm. Hautschuppen? Eher dicke, poröse Holzplatten, im willkürlichen Design geschnitten. Keine Zeit für künstlerische Betrachtungen! Hinter mir im Laub raschelt, kratzt und poltert es laut. Ein seltsames, nie gehörtes Brummen dröhnt in meinen Ohren. Der verdammte Hirschkäfer! Nicht nachdenken, den Stamm hinauf.
Zieh dich an der Rinde hoch. Hastig quetsche ich mich in die breiten Gänge zwischen den Rindenplatten, versuche unter ihnen zu verschwinden, als sei ich ein unsichtbares Bakterium. Keuchend ziehe ich mich an jedem erreichbaren Holzsplitter, jeder kleinen Unebenheit hoch, husche wie ein Krabbeltierchen geduckt unter der Rinde nach oben. Hinter mir donnert, kreischt der Käfer. Was für ein Albtraum ist das denn?
Wenn ich unter diesem Eichenrindenstück hocken bleibe, zieht er mich in der nächsten
Sekunde mit seinen scharfen Kieferzangen darunter hervor! Das Gute daran ist, das ich nicht mehr merken werde, wenn er mich dann verschlingt!
Es ist nur noch eine Sache von Sekunden. Sein schwarzer, chitinbewährter Körper rückt näher. Seine Fühler scheinen mich zu erschnuppern. Ich bewege mich kaum, linse panisch mit einem Auge unter dem Rindenstück hervor. Brumm, brumm!
Über mir ragt ein Ast, riesig und lang gestreckt zur linken Seite hinüber. An seinen Zweigen haften breite, dunkelgrüne Blätter. Dort könnte ich mich vielleicht verstecken!
Brumm, brumm!
Tu es, sonst bist du verloren! Raus hier!
Mit einem flachen, kräftigen Sprung fliege ich unter dem Rindenstück hervor, gerade rechtzeitig. Noch im Flug bekomme ich mit, wie der Hirschkäfer sein Geweih in die Lücke des Rindenstücks rammt, unter dem ich Sekunden vorher gehockt habe.
Der sitzt erst mal fest! Ich pralle mit dem Bauch gegen den breiten Ast, greife hastig, ohne nachzudenken, nach einem der grün beblätterten Zweige, ziehe mich nach oben und komme auf dem Ast zu sitzen. In meinem Blickfeld ragt eines dieser Blätter schräg nach oben.
Ich sehe zwar nichts, werde aber auch nicht gesehen. Irgendetwas, ein metallischer Kasten, der an einem Riemen hängt, mit zersplitterter Linse, schlägt gegen meine Brust. Verdammt, die Kamera ist kaputt! War zu erwarten gewesen.
Was sind die paar Euros gegen einen Kampf mit dem Hirschkäfer! Jetzt weiß ich wie manche Insekten oder Würmchen sich danach fühlen müssen.
Mit dem Kopf seitlich gegen den Stamm gelehnt sitze ich dort, tief atmend. Ich muss mein Zittern in den Griff bekommen, endlich überlegen, was eigentlich geschehen ist! Bin ich verrückt geworden?
Aber ich sitze definitiv auf einem Ast, klein wie ein Würmchen, und gerade noch einem Hirschkäfermonster entkommen.
Na ja, zumindest bin ich in Sicherheit!
Die Luft über mir zischt. Ein scharfer, krummschnabeliger Schatten saust auf mich nieder!
Erneut durchfährt mich die Angst wie ein Hitzeschauer, ohne darüber nachzudenken, presse ich mich fester gegen den Stamm und ziehe mich hastig ein Stück nach oben.
Splitterndes Holz, krächzendes Kreischen, jämmerliches Wimmern!
Ein Gedanke entsteht in meinem Kopf. »Hilf mir, bitte hilf mir! Ich werde dich auch bestimmt nicht fressen – bitte!«
Noch immer an die Baumrinde geklammert schaue ich genauer hin. Es ist unglaublich, aber es ist so. Ein für mich riesiger Bussard, mit dunkelbraunem Gefieder und weiß gesprenkelter Brust steckt mit seinem scharfen, gekrümmten Schnabel tief im Holz des Baumasts fest.
»Warum eigentlich«, sage ich laut, »soll ich dir glauben?«
»Es gibt keinen Grund!«,kreischt es wieder in meinem Kopf, »lediglich den, das ich verhungern werde. Mein Weibchen sitzt auf den Eiern und kann nicht fort. Sie wird nur im Notfall das Nest verlassen, weil sonst die Eier auskühlen oder von anderen Vögeln gefressen werden! Bitte!«
Das klingt so verzweifelt, das ich schließlich nachgebe und den Stamm hinunter, wieder vorsichtig auf den Ast rutsche. Schließlich sitze ich neben dem gewaltigen Haufen Federn und dem gelben, scharfen Krummschnabel, der so groß ist wie ich. Wie soll das vor sich gehen? Zusammengestaucht hockt der Greifvogel auf dem Ast, der Schnabel steckt mit der Spitze fest im Holz. Er kann tatsächlich nicht vor, nicht rückwärts!
Vorsichtig krabbele ich, wie ein Insekt, auf allen vieren über den Ast, direkt auf die Schnabelspitze zu. Ich erhebe mich langsam, greife mit beiden Armen vorsichtig unter die Ränder des oberen Schnabelteils des Bussards und ziehe ihn mit vollem Krafteinsatz nach oben. Ich sehe die glänzenden braunen Augen des Greifs, verdammt weint er etwa? Auf jeden Fall hat er Angst.
Ich ziehe kräftig. Meine Muskulatur schwillt an. Der Bussard piepst dabei wie ein gequältes Küken. »Ich schaffe es nicht«, keuche ich. Doch in diesem Augenblick kracht es. Holzsplitter fliegen. Das Schnabeloberteil saust nach oben! Ich kralle mich daran fest, um nicht vom Ast zu rutschen. Der Bussard kippt, fängt an zu flattern, um sein Gleichgewicht zu halten. Ich hänge noch immer an den oberen Schnabelrändern, und werde kräftig durchgeschüttelt.
»Wenn er jetzt aus Versehen seinen Schnabel schließt, bin ich Geschichte!«
Doch nichts von dem geschieht. Er stabilisiert sich, krallt sich schließlich auf dem dicken Ast fest und setzt mich vorsichtig neben sich ab.
Der Bussard kratzt sich mit der linken Kralle das Kopfgefieder. »Ich habe dich tatsächlich für ein Würmchen gehalten. So kleine Menschen bin ich nicht gewöhnt. Entschuldigung. Aber ganz ehrlich. So gefallt ihr mir viel besser. Wenn ihr alle so wäret, könnte man mit euch auskommen!«
Eine böse Geschichte, ein absolut
... Böser Fehler!
Hannes ...
Ich liege wach im Bett, die Augen geschlossen.
Ich spüre, die ausströmende Liebe, die Wärme ihres schlanken, wohlgeformten Körpers, das sanfte Streicheln ihres wallenden blonden Haares.
Ich öffne die Lieder und blicke in ihre grünen unergründlichen Augen, sehe die vollen Lippen in dem schmalen Oval ihres Gesichtes. Mit aller Macht versuche ich, die Imagination des Traumes beizubehalten. Doch er wird durchscheinender, zerfetzt. Seufzend, flüsternd, schlage ich die Augen auf – »Belinda!«
Keine Antwort. Langsam drehe ich den Kopf zur rechten Seite des Bettes. Niemand liegt dort! Das Kissen ist eingedrückt, zeigt noch schwach den Abdruck ihres Kopfes. Die Bettdecke ist nachlässig verdreht, zusammengerollt, wie eine Wurst. Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Wie macht sie das bloß? Einen kostbaren Augenblick, vergrabe ich mich in ihr Kissen, atme ihren Duft.
Doch schließlich schwinge ich mich aus dem Bett, hebe das seidige, weiße Nachthemd mit den Spaghettiträgern von dem flauschigen Bettläufer und lege es ordentlich zusammengefaltet aufs Bett. Schön zu sein, heißt nicht perfekt zu sein.
Doch sie ist schließlich meine Belinda. Bestimmt hat sie geduscht, Kaffee aufgesetzt. Wahrscheinlich steht sie in dieser Minute im Morgenmantel am Fenster, trinkt eine erste Tasse, betritt gleich leise wieder das Schlafzimmer, um mich sanft zu wecken.
Ich werde gleichmäßig atmen, so tun, als ob ich schlafe. Sie wird sich über mich beugen, lächelnd meine Wange streicheln, ihre Hände werden hinunter gleiten, tiefer viel tiefer! In dem Bewusstsein, das ich mitnichten schlafe…
Lächelnd in diesen morgendlichen Tagtraum versunken, schaue ich in den länglichen Spiegel neben ihrem Bett. Dieser Typ, den ich dort sehe, Anfang fünfzig, zwanzig Jahre älter als seine schöne Geliebte, kann sich blicken lassen.
Eine kräftige Gestalt, ein schmales, asketisches Gesicht, blauen Augen und volle dunkelblonde Haare, die bis in den Nacken hinein wachsen.
Lautlos öffne ich die Türe. Doch niemand steht an dem großen Panoramafenster des eleganten Frühstückszimmers.
Keine Kaffeemaschine blubbert in der Küchenzeile. Nirgendwo etwas zu sehen von meiner blonden Fee. Frierend, trotz des warmen Sommermorgens schlinge ich die Arme um die Schultern. Wo ist sie? Plötzlich komme ich mir lächerlich vor in meiner Nacktheit. Endlich, während ich noch erstarrt, im Türrahmen stehe, sehe ich es. Das kleine Notebook! Es steht nicht schräg auf seinem angestammten Platz, damit ich während des Frühstücks die Online-Zeitung lesen kann, sondern umgedreht mitten auf dem Tisch. Der Twitter-Kanal blinkt mir entgegen.
So wie ich bin, trete ich näher an den Tisch und lese. Magensäure steigt mir nach oben durch die Kehle. Mir wird übel.
Ich ertrage deine Eifersucht nicht!
Das ist keine Liebe, das ist krank.
Versuche nicht mich zu finden.
Ich bin bei Freunden.
Keine Unterschrift. Doch wer sonst soll diese Nachricht geschrieben haben? Ich hätte es wissen müssen. Ich … Diese Schlampe!
Mein Körper zittert. Ich stütze mich schwer auf die Tischplatte neben dem Computer.
»Ich liebe dich Hannes. Ich werde dich nie betrügen. Deine Eifersucht ist grundlos!«
Süße Sprüche. Lügen!
»Schlampe!« Donnernd kracht meine Faust auf den Tisch.
Ich atme schwer. Kalter Schweiß tritt auf meine Stirn.
Mein Blick wandert unruhig durch den Raum.
Ich sehe handgefertigte, exklusive Eichenmöbel.
Ich fixiere das große Panoramafenster, beruhige mich etwas beim Anblick des gut gepflegten Parks, der sich dahinter auftut.
Mein Herz schlägt gleichmäßiger, als ich den üppigen Rasen betrachte, die dicht stehenden Bäume, den Teich mit den Seerosen.
Das alles, ihr jetziges Aussehen, die Kosmetika, die Kleider, Theater, Oper, Reisen, Bildung, höchstes Niveau, hatte sie mir zu verdanken. Sie gehört mir!
Denn ich bin es doch gewesen, der sie von der arbeitslosen Studentin zur Disponentin bei Medika gemacht hat? Weil ich dort Manager bin! Natürlich! Und jetzt das…
Erinnerungen überfallen mich wie brutale Straßenräuber.
»Treffen wir uns am Montagabend auf ein Bier, bei Addi? S. Schleifer!«
Bebend stand ich gestern Abend mit ihrem Smartphone in der Hand, in diesem Zimmer. Ich wollte sie nicht kontrollieren. Doch ich muss es tun. Sie ist so schwach!
»Wer ist Sebastian Schleifer?«, schleuderte ich ihr ins Gesicht. »Wer ist dieser Typ. Gut aussehend, jünger als ich. Hat er mehr Geld? Fickt er besser? Ein Freund aus Kindertagen – lächerlich.«
Spionage hatte sie ihm vorgeworfen! Ihre Empörung war billig. Schuld in ihren zusammengekniffenen Augen, Lügen schienen sich in ihrem Mund zusammenzuballen, ließen ihn zittern!
Blass, stumm, nahm sie ihre Strickjacke und ging aus dem Haus.
»Geh nicht. Geh nicht! Es tut mir leid. Oh Himmel, es tut mir so verdammt leid!«
Wie ein gefangenes Tier lief ich durch das Haus, schaute immer wieder durch das Fenster auf die Straße, vor mich hin murmelnd wie ein Geisteskranker.
Ich war zu sorglos. Ich hätte sie besser beschützen müssen, vor ihren Dämonen, die sie immer wieder in die Arme anderer Männer zu treiben schienen. Spät in der Nacht kam sie dann zurück.
Die blonden Haare zerzaust, stand sie schweigend im Wohnzimmer, mit geröteten Augen. Sie hatte geweint. Sie hatte bereut, Angst gehabt ihn zu verlieren. Natürlich sagte sie es nicht. Aber er war sich so sicher gewesen.
Er schloss sie in die Arme, tröstend, nachsichtig, zerknirscht.
In dieser Nacht kam sie zu ihm zurück. Sie liebten sich heftig. Vor dem Kaminfeuer im Wohnzimmer. Doch am frühen Morgen mussten ihre Dämonen sie wieder eingeholt haben. Sie war heimlich aufgestanden, hatte diese Twitternachricht geschrieben und verschwunden. So musste es gewesen sein!
Mit zusammengepressten Lippen lasse ich mich in einen der schwarzen Ledersessel in der Essecke fallen. Ich muss herausfinden, wo dieser Sebastian Schleifer wohnt. Dieser Dämon, dieser Incubus!
Ich weiß auch schon wie. Ich habe mir seine Telefonnummer gemerkt und den Standort, den er bei Google eingegeben hat. Belinda hatte den Straßennamen farbig markiert. Sie ist so naiv. Die süße Belinda. Ich muss sie retten!
Nur Minuten später sitze ich in meinem Mercedes Cabriolet und fahre aus der Villensiedlung hinaus, auf die Hauptverkehrsstraße. Schwarzes T-Shirt, schwarze Designerjeans. Die richtige Kleidung für einen warmen Sonntagmorgen. Doch warum überzieht sich mein Körper mit einer Gänsehaut, wieso beginne ich zu frösteln?
Aber vielleicht ist das ja auch normal, wenn man auf Dämonenjagd geht - oder? Minutenlang brause ich über die Landstraße, fahre ein gefährliches Slalomspiel, indem ich immer wieder andere Wagen überhole. Bis ich endlich nach links abbiegen kann, zum Stadtzentrum.
Meinen Wagen stelle ich in einer kleinen Nebenstraße ab, die wie ein zu kurz geratener Arm aus der Hauptstraße herausragt.
Ein freudloses Kichern ergreift von mir Besitz, als ich den sperrig wirkenden aber leeren Pappkarton vom Beifahrersitz nehme und ihn mir unter den linken Arm klemme.
Die wenigen Meter bis zu der breiten, lebendigen Verkehrs- und Einkaufsstraße gehe ich zu Fuß. Nur kurz muss ich mich orientieren, Haus Nr. 123, Am Alten Bunker.
Eine neu erbaute Geschäfts- und Wohngegend. Die Häuser sind in einer auf alt getrimmten, soliden Backsteinfassade gehalten. Mit scheinbar doppelverglasten Fenstern. Der Innenhof, ist begrünt wie ein Park. Kein billiges Vergnügen. Geld hat dieses Schwein also auch. Journalist ist dieser Typ, hatte in seinem Profil gestanden. Wirtschaftsjournalist bei der Management-Gazette. Wohl einer dieser smarten Boys! Verliere dich nicht in deinem Hass und deiner Wut. Packe den Dämon bei den Hörnern. Tu etwas!
Hastig konzentriere ich mich auf die Klingeln, die neben der Haustüre in die Backsteinfassade eingebaut worden sind. Nach einer Minute habe ich den Namen auf einem der silbern blitzenden Klingelschilder gefunden. S. Schleifer! Bebend rücke ich den leeren Packkarton unter meinem Arm zurecht, dann presse ich den Klingelknopf bis zum Anschlag. Nichts geschieht.
Meine Hand greift in die rechte Hosentasche, krampft sich um kühles Metall.
Zögernd trete ich einen Schritt nach hinten und beginne mich langsam umzudrehen. Plötzlich knackt die Sprechanlage. Eine verschlafene Männerstimme fragt, krächzend - »wer ist da?«
Flucht, ist mein erster Impuls. Bloß weg hier! Zurück ins Auto, zu meinem schönen ruhigen Anwesen. Soll sie bei diesem Schleifer bleiben. Ich bin viel zu gut für sie. Aber sie hat mich gedemütigt! Sie gehört mir. Sie ist mein Geschöpf!
»Paketpost!«, ruft er mit heiserer Stimme.
»Ich erwarte kein Paket!«, die Männerstimme klingt misstrauisch.
»Wenn sie Sebastian Schleifer sind, dann habe ich hier ein Paket für sie«, sage ich mit fester Stimme.
Ein Seufzen dringt durch die Sprechanlage. »Okay kommen sie hoch, zweite Etage.«
Ich zucke zusammen, als ein durchdringendes Summen ertönte.
Ich drücke gegen die Glastüre, den Karton unter dem rechten Arm, die linke Hand in die Hosentasche versenkt, stürme ich die Treppen hinauf, springe den Ereignissen entgegen. Meine Ohren summen. In meinem Kopf scheint es zu pochen. Doch dann passiert es wieder. Als ich den Flur der zweiten Etage erreiche, werde ich ruhig, sehr ruhig. Die Wohnung befindet sich auf der rechten Seite. Ein junger, sehr großer, kräftiger Mann in einem weißen Frotteebademantel steht im Türrahmen. Das kurze, pechschwarze Haar wirkt zerzaust, die dunklen Augen in dem kantigen Gesicht, noch verschleiert, starrt er mir finster entgegen.
Im Hintergrund, am Ende eines Flurs, erkenne ich eine schlanke, leicht bekleidete Frauengestalt mit langen, blonden Haaren – Belinda!
Nun gibt es keinen Zweifel mehr, keinen Skrupel.
Wortlos lasse ich den Karton fallen, ziehe die Linke aus der Hosentasche und drücke ab! Ein dröhnender Knall lässt mich fast taub werden.
Sebastian Schleifers Augen weiten sich vor Furcht und Überraschung. Er streckt den Arm nach der Türklinke aus. Doch es gelingt ihm nicht mehr, die Türe zu schließen.
Die Kugel trifft ihn mitten in die Brust. Ein Schrei voller Schmerz und Entsetzen. Blut spritzt aus der Wunde und besudelt mein T-Shirt. Dämonenblut!
Im Hintergrund ertönt ein zweiter Schrei, hell, voller Furcht. Belinda!
Achtlos springe ich über Sebastians regungslosen Körper. Den rechten Arm nach vorne ausgestreckt schreie ich, »Belinda, los! Gib mir deine Hand, wir müssen hier weg!«
Belindas Gesicht verzerrt sich vor Angst und Abscheu. Sie versteht nicht! Er hat sich in ihr Denken geschlichen.
Rückwärts stolpernd weicht sie vor mir zurück, in ein kleines Wohnzimmer, mit schwarzer Ledergarnitur, hindurch zwischen zwei Sesseln. Dabei stolper sie fast über einen Glastisch, mit rudernden Armen fängt sie sich wieder. Ihre Flucht endet schließlich an der Rückwand, vor einem großen, zweiflügligen Fenster.
Schwer atmend stößt sie mit dem Rücken gegen die Fensterbank. »Du hast ihn erschossen«, schluchzt sie. »Du Monster!«
Ich lasse den linken Arm mit der Waffe sinken.
»Belinda«, schreie ich. »Er hat dich beeinflusst. Er hat dich von mir entfernt. Er ist der Dämon. Ich musste ihn erschießen.«
»Du bist wahnsinnig!«
Mit geweiteten Augen wirft sie sich zu den Fenstern herum. Packt den Griff, zieht den Fensterflügel nach innen auf und klettert auf die Fensterbank, dabei hält sie sich krampfhaft, an dem Regenabflussrohr auf der rechten Fensterseite fest.
Was macht sie da, verdammt noch mal?
Ich sehe, wie ihr Blick sich nach unten richtet, auf den Balkon unmittelbar unter ihr. Da ist mir plötzlich klar, was sie will.
»Nein Belinda«, stoße ich hervor, »nicht! Du wirst …«
Mein ausgestreckter Arm berührt gerade noch ihre Schulter, da lässt sie los und stößt sich ab.
Alles läuft wie in Zeitlupe.
Ihr Körper fällt, kracht auf die steinerne Umfassung des unter ihr liegenden Balkons, wird zurückgeschleudert, stürzt hart auf den steinernen Plattenweg des Hinterhofes. Merkwürdig verrenkt, bleibt sie regungslos dort liegen.
Ich – verstehe – es nicht! Ich starre sekundenlang aus dem Fenster, auf die zerstörte, zerschmetterte Silhouette, dieser… einstmals schönen Frau. Ein zerbrochenes, blondes Bündel! Es ist als ob mein Blut sich in Eis verwandelt, als ob mein Herz gefriert!
»Be- Belinda«, stotterte ich! Oh Gott Belinda!«
Sie ist tot! Meine Belinda ist tot. Der Geist des Dämons hat sie getötet!
Panik schwappt wie heißes Wasser durch meinen Körper.
Ich muss weg hier. Mehr stolpernd als laufend durchquere ich den Raum. In der Diele springe ich über Sebastian Schleifers Leichnam. Meine Hand greift schon nach der Türklinke, da schließt sich etwas wie Eisenklammern um meinen rechten Fußknöchel. Ich stoße einen lauten Schrei aus, stolpere, kann mich mit den Armen rudernd, gerade noch fangen.
Entsetzt starre ich nach unten, auf die bleiche Hand, den blutbesudelten Körper Sebastian Schleifers, der ausgestreckt auf der Seite liegt.
»Du Idiot«, krächzt Sebastian. »Du bist so ein verdammter Idiot! Ich stehe nicht auf Frauen. Ich bin schwul verdammt noch mal!«
Plötzlich löst sich die Hand von meinem Knöchel. Die Stimme geht in ein Gurgeln über und versiegt ganz. Sebastians Kopf fällt haltlos zur Seite.
Heißes Entsetzen packt mich. Hastig wende ich mich ab, reiße die Türe auf und stürme ins Treppenhaus.
Sebastian Schleifer ist tot, Belinda ist tot. Ich habe zwei Menschen auf dem Gewissen. Ich bin es, den der Dämon in seinen Klauen trägt. Die ganze Zeit war immer ich es gewesen. Die Erkenntnis lässt mich aufheulen.
Am Fuß der Treppe stoppe ich abrupt. Ich höre Schritte hinter den Türen im Hausflur. Ich sehe Augen hinter den Spionen. Sicher werden jetzt Hände gezückt, die zitternd die Hundertzehn wählen. Die Schreie, die Schüsse sind bestimmt aufgefallen! Doch das ficht mich nicht mehr an! Schlagartig wird es ruhig in meinem Kopf. Sollen sie kommen. Ich bin bereit! Der Dämon hat mich verlassen. Ich weiß genau, was ich tun muss.
Erneut schließt sich meine rechte Hand um das kühle Metall, das nun wieder seinen Platz in meiner Hosentasche gefunden hat. Gelassen gehe ich, die letzten Stufen der Treppe hinunter, packe den breiten Knauf der gläsernen Haustüre und betrete den Bürgersteig.
Es ist zehn Uhr, an einem heißen Sommermorgen. Die Luft flimmert über dem Asphalt, wie eine feuchte, wabernde Scheibe.
Zwischen den Häusern vermischt sich die Hitze, mit den Abgasen der Autos zu einer fatalen, ungesunden Allianz.
Dort ist es dem Bösen ein Leichtes, in die unachtsamen Köpfe der Menschen einzudringen, und wenn ich ihn vernichten will, muss ich ruhig bleiben. Ich bin verloren, doch andere können gerettet werden. Es wird Opfer fordern, doch ich muss es tun! Das heiße, harte Licht des Tages foltert meine Augen. Gepeinigt kneife ich sie zusammen.
Das Geräusch von tappenden, klappernden, klackernden, absatzbewehrten Füßen, quengelnden Kindern, genervten, schreienden Müttern, kichernden, lärmenden Teenagern, schlagenden Autotüren, dem stetigen Brummen von Motoren, alles dringt gleichzeitig auf mich ein.
Jedes Geräusch scheint einzeln in meine Wahrnehmung einzudringen, sich aufzusummieren, nicht in Vergessenheit zu geraten, sich mit dem Bild dieser lärmenden, vor Lebewesen überquellenden Straße zu verbinden. In der Ferne ertönte die grelle Sirene eines Krankenwagens.
Eine unerträgliche Tortur der Sinne, die der Dämon da für mich aufspielt wie eine teuflische, dissonante Morgenmelodie. Eine Melodie, die mich hindern soll, meine Pflicht zu tun. Ich ziehe das kühle Metall aus meiner Hosentasche, richte es in die Menge, höre schon das Kreischen des schwarzen Drachens. Doch ich werde es nicht zulassen! Nie mehr…
Copyright by Ute Mrozinski, März 2020
Die Wut der Verzweiflung …
Ein Virus, Lungenentzündung, Atemschwierigkeiten können zum Tod führen.
Betroffen sind ältere Menschen, kleine Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen.
Jeder kann der Träger dieses Virus sein. Jeder kann es verbreiten, andere, fremde Menschen treffen,
doch auch die eigene Familie. Freunde, Oma, Opa, Vater, Mutter, die rauchen? Einen erhöhten Blutdruck haben?
Angst, Verzweiflung schleicht sich an. Unangenehm!
Womit kann man diese furchtbaren, dunklen Gefühle, die kaum auszuhalten sind besser bekämpfen, als mit Wut?
Wenn ich einfach annehme das dieser Virus erfunden wurde, von dunklen unsozialen Mächten, die uns knechten und die Gesellschaft zerstören möchten, dann kann ich mich mit Gleichgesinnten, die ebenfalls von dieser zerstörerischen Angst befallen sind, zusammentun und einfach alles verneinen.
Ich kann sagen, das stimmt alles nicht. Die lügen. Wer auch immer. Die wollen uns knechten. Dagegen müssen wir kämpfen, mit Verweigerung, Krawall und Feiern bis zum Untergang. Da helfen auch keine Informationen der Wissenschaftler, Ärzte, Regierungsämter.
Denn das sind ja diejenigen welche … Gehör finden nur die Gruppierungen die uns sagen: »Alles nicht wahr. Ihr könnt weiterfeiern. Ihr könnt weiter die Umwelt zerstören, die regeneriert sich schon von selbst. Tanzt, tanzt, tanzt in den Untergang!«
Wann versteht der Mensch endlich, das seine Freiheit dort endet, wo die Willkür anderen Lebewesen gegenüber beginnt.
Wann versteht der Mensch endlich, das Angst auch ein Warnzeichen sein kann, damit er endlich beginnt das Richtige zu tun. Denn zum Schluß muss man die Angst zugeben, um sie überwinden zu können.
Geben wir doch zu, das wir Angst vor dem Virus haben. Tun wir etwas dagegen. Sich eine Zeitlang Beschränkungen aufzuerlegen heißt nicht sich klein zu machen. Sondern sich auf andere, auf die Gemeinschaft einzulassen, Lösungen zu finden, die Angst zu überwinden.
Dann brauchen wir keine Partys mehr zu feiern, um sie zu betäuben – die Wut der Verzweiflung.
Die Legende der schwebenden Meere
Eben noch riesigen, weißen, weichen, Wattebäuschen gleich, schweben die Wolkengebirge durch die bläulich wirkende Atmosphäre.
Doch von einer Minute zur anderen, kleiden sie sich in dunkles Grau, platzen auf und lassen Wassertropfen frei, die Wüsten kurzfristig blühen lassen, Ernten sichern, Lebewesen mit notwendiger Flüssigkeit versorgen.
Katastrophen auslösen!
Die Wärme der Sonne lässt Anteile der Meere, Seen, Flüsse verdunsten.
Verwandelt sie in Wasserdampf, der leichtfüssig nach oben steigt.
Hinaus über die kühlen Luftschichten.
Dort ballen sie sich zu Wolken zusammen, kühlen ab, verlieren ihre Leichtigkeit, brechen ausseinander und fallen als Regentropfen wieder hinunter zur Erde, füllen wieder Flüsse, Seen und Meere!
Was würde geschehen, wenn die gesamten Wolken
der irdischen Atmosphäre gleichzeitig abregnen?
Eine riesige Katastrophe für alle Landlebewesen,
denn die Erde würde zum Wasserplaneten mutieren!
Ein wirklich blaues Juwel.
Doch es käme zu millionenfachem Tod von Lebewesen.
Vielleicht aber würden sich neue Zivilisationen bilden, die unter dem Wasserspiegel leben.
Intelligente Fischwesen, humanoide Kiemenatmer, die zwischen den Korallengärten leben, die wissbegierig die dunklen Tiefen der Meere erforschen und beginnen dort Bodenschätze zu heben.
Energie die sie allein für sich und ihre Stämme in Besitz nehmen,
denn ihre Wirtschaft muss wachsen!
Die Firmen die sie aufgebaut haben, müssen
verdienen!
Daran hängen Arbeitsplätze!
Arbeitsplätze und ...
Verdammter Albtraum, hört das denn nie auf?
Rückkehrer
Bäume, Moos, Gras und Farne, brechen durch den Asphalt, überwuchern die blechernen, leeren Karosserien von Kraftfahrzeugen, die wie gespenstische ausgeweidete Sekelette quer auf der Straße stehen.
Die weiße Farbe der Mittelstreifen ist abgeblättert. Die in das Firmament schießenden Häuser sind längst, zusammengefallen, übermodert von Nässe, Pilzen, Moosen und Kletterpflanzen. In zerbrochenen Fensterscheiben spiegelt sich das Sonnenlicht.
Diejenigen, die an diesem Zustand etwas ändern könnten, sind längst zu alten Gerippen, zu Staub geworden.
Vergangen in riesigen Katastrophen, in dem Schütteln der Erde, das sie selbst ausgelöst haben.
Doch die Straße ist mitnichten verlassen!
Wir sind wieder da!
Pflanzen und Tiere, Natur größer und großartiger denn je. Flora und Fauna, Insekten, Nagetiere, Schildkröten, Fledermäuse, Vögel … die ganze breite Palette.
Nur einer fehlt, wird nicht mehr auferstehen
Versuch und Irrtum. Eine Fehlproduktion der Evolution, die fast alles andere mit in den Untergang gerissen hat.
Nein – diesmal ohne Menschen!
copyright, Ute Mrozinski, Sept. 2019
copyright Ute Mrozinski, Juli 2019
Nachtwanderung
Hell fließt unmerklich über in dunkles Blau.
Darunter die Horizontlinie in orangerotem, feurigen Licht.
Kilometerweit zieht sich der schwarze, kompakte Schatten des Waldes, gerade noch sichtbar.
Feuchtes Grasland dringt durch Stoff, durchnässt die Haut.
Baumkolonie rückt näher.
Noch zwitschern Vögel.
Schwarze Riesen mit knorrigen, gegen das Firmament gestreckten Armen, schälen sich heraus.
Vorsichtiges Tasten, raue Borke unter den Händen.
Schritt in die Dunkelheit ohne Übergang.
Arme bewegen sich wie die eines Schwimmers.
Augen beginnen Umrisse zu sehen, Nase riecht, Zunge schmekt, grasig, erdig, die Photosyntese.
Vögel schweigen jetzt, nur ab und zu ein leises Zirpen.
Baumkronen rauschen.
Zweige knacken, Pfoten tappen, Steinchen kullern.
Es wird geatmet, geschmatzt, geknabbert, gelebt, geliebt, gestorben.
Die Nacht, nicht unheimlich sondern geheimnisvolle Vielfalt unter den Schatten.
Coyright, Ute Mrozinski, 2019.
...eine Nachbetrachtung!
Seien wir mal ehrlich.
Würde der Mensch sich wirklich wie der imaginäre Schwimmer durch die nächtliche Natur des Waldes bewegen können?
Wenn nicht in der Nacht, würde er ihn dann zumindest am Tage ertasten, riechen, schmecken, hören - sehen?
Was ist ein Wald denn für uns? Ist er ein Lebensraum, den man respektvoll durchquert um diejenigen nicht zu stören, die dort wohnen?
Halt mal, wer wohnt denn dort? Nun, Tiere vielleicht? Pflanzen?
Was würden wir sagen, wenn Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, plärrend, stampfend, quatschend über unser Grundstück rasen, wenn diese Leute dort ihre Hunde ableinen und die Fiffies die Blumen anfressen, den Garenteich ausrauben, und bellend das Baby aus dem Kinderwagen zerren?
Wir würden die Polizei holen. Bestimmt würde diese wilde Horde nicht mit den Worten davonkommen; "ich weiß gar nicht was heut mit Fiffie los ist, das tut er sonst nie!"
Aber nun mal ganz ernsthaft, das Grundstück gehört ja schließlich uns, die Natur gehört allen!
Stimmt! Allen! Tiere müssen in der Natur leben. Sie haben keine andere Möglichkeit.
Hunde waren einst domestizierte Wölfe. Ihr Jagdtrieb ist immer noch vorhanden.
(Wölfe müssen jagen, Hunde haben das nicht mehr nötig. Sie bekommen Futter!)
Doch auch wenn die Hunde, egal welcher Art, normalerweise niemandem etwas tun, die wilden Tiere wissen das nicht!
Sie haben trotzdem Angst.
Sie fühlen sich gestört durch laut trampelnde, laut erzählende, klingelnde Hobbysportler.
Einen Gang runter geschaltet, macht Sport und Bewegung noch genauso viel Spass!
Plötzlich hat man Zeit genauer hinzuschauen und man merkt, das auf und um den See, an dem man bisher immer nur vorbeigelaufen ist, noch viel mehr Lebewesen existieren, als man vorher wahrgenommen hat.
Interessante Wesen, Tiere, die man bisher nur aus heimischen Tierfilmen kannte.
Vorteile also für beide Seiten. Einen Versuch wäre es wert.
Bei Einbruch der Nacht
Schweigend, regungslos vor dem Fenster stehend, folge ich den Wolkenbildern.
Noch vor einem Lidschlag hatte die große, weiße Wolke am Himmel die Form eines
Rednerpultes, hinter dem eine nebelhafte, geschlechtslose Gestalt stand.
Worte quollen aus dem Wolkenmund - "Wir liefern keine Offensivwaffen an kriegsführende,
autoritäre Staaten!"
Doch schon beim zweiten Lidschlag begann die unheimliche Verwandlung!
Buchstaben vereinzelten, flockten aus, formten sich neu.
Wurden zu Panzern, ferngesteuerten Drohnen, brennenden Häusern,
schreienden, fliehenden Menschen, die sich einer nach dem anderen in bleiche Skelette
verwandelten.
Satzfetzen waberten dazwischen - "Arbeitsplätze sichern, bestehende Verträge erfüllen, Waffen
zur Sicherung des inneren Friedens!"
Bild fließt auseinander, ballt sich erneut zusammen, wie zu einem riesigen Wattebausch, der sich
mit einer blutroten Flüssigkeit vollzusaugen beginnt.
Dann treibt der Wind sie auseinander, und für einen kurzen Augenblick hängt die Vision am Himmel, das sich alles in blutige Tränen auflöst!
Dann sind es doch nur die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, bevor die Nacht hereinbricht!
Co. Ute Mrozinski, 2019
22.04.19
Wahlrede der Meinungsmacherpartei
Ihre Meinung ist wichtig! Wir bilden sie. Popularität, lässt uns mitmischen in Unternehmen, die uns Spenden zukommen lassen. Die Partei sichert Jobs, in denen sie arbeiten bis zum Umfallen, kaum verdienen, sonst sinkt das Wirtschaftswachstum. Unternehmen machen Verluste, entlassen Arbeiter.
Schuld daran ist nicht Gier, sondern Flüchtlinge.
Besonders da, wo sie kaum vorhanden sind. Das ist ja deren Raffinesse. Unruhestifter!
Rüstungsfirmen, Arbeitsplätze zerstören sie. Mit ihrem schalen Frieden, den sie in ihrem Land nicht finden, übernehmen sie unsere Heimat.
Frieden ist Stillstand, Krieg bringt letztendlich den Frieden!
Fällt die alternative Bombe, ist Ruhe auf dem Planeten. Dann sind wir auch tot? Niemals! Die Partei, die auch der Konzern ist, hat sich auf einer Raumstation im Halo der Erde zurückgezogen. Luxus gesichert! Planet erholt sich, trägt wieder Leben, das in der Lage ist zu gehorchen, dann fangen wir wieder an zu verdienen.
Der Parteiredner wird blass! Falsches Manuskript. Das ist die Wahrheit!
Copyright, Ute Mrozinski, 2019
Selbstlosigkeit?
Wir laufen einem Selbstbild hinter her, dem wir nicht genügen können, sollten!
Vollkommen selbstlos sei der Mensch. Verzehren wir uns in der Liebe zu anderen, sind wir unser Selbst los, existieren wir nicht mehr. Wer soll dann noch hilfreich und gut sein?
Gequälte Zombies laufen durch die Welt, die nur helfen, weil eine obere Instanz es ihnen
gesagt hat. Nehmen die Bedürftigen ihre Hilfe nicht an, weil sie bedrängt, nicht nützt,
zerstört – kommt der Haß! An der Stelle des menschlichen Selbst tritt die Bestie, die
doch
bekämpft werden soll.
Selbst-losigkeit! Bruder des Hasses?
Copyright, Ute Mrozinski 2019
Winzige Teilchen ...
Glitzernde Regentropfen auf den Fensterscheiben,
wie leuchtende, blendende Lichtteilchen.
Ein winziger, verkleinerter Ausschnitt des Universums.
Erschaffen aus dem Lebensspender Wasser,
dem Lichtteilchen eines Millionen Kilometer entfernten Sterns,
der Sonne heißt.
So könnten wir im Kleinen begreifen,
wie das Große aussieht.
Wäre es nicht angebracht, wenn wir vom Kleinen im Großen
begreifen, was geschieht, wenn wir nur ein winziges Teilchen herausnehmen?
copyright by U. M. 25.03.2019
Was ist Frieden ...
Die untergehende Sonne, das Gutenachtgezwitscher der Vögel,
das Heimkehren am Abend, nach einer befriedigenden, gerecht bezahlten Arbeit,
das Zubettgehen am Rande der Nacht, ohne sich um das Erwachen Gedanken machen
zu müssen.
Frieden heißt auch menschliche Zuneigung und Wärme,
unverfälschte, saubere Natur,
Zugang zu ausreichender, gesunder Nahrung, sauberes Wasser, Bildung für alle!
Was ist Krieg ...
Das Gegenteil all dieser Dinge!
Zerstörung, Verseuchung, Vernichtung!
Not und Elend, Hunger, Krankheit, Tod!
Krieg reißt Familien auseinander, zerstört Sozialstrukturen,
ist in der Lage riesige Gebiete für lange Zeit unbewohnbar zu machen.
Heutzutage sogar für immer. Dafür bedarf es nur eines roten Knopfs, eines falschen Nickens,
eines falschen Zuckens des Zeigefingers, und eines krankhaften Gedankens der durch den richtigen Kopf zieht!
Krieg war schon immer ...
Hass, emotionale Kälte, Intoleranz, Unfreiheit, Unterdrückung.
Krieg ist mit keiner Idiologie zu rechtfertigen.
Krieg ist eine Seuche, eine Geißel der Menschheit.
Er bringt nicht den Fortschritt sondern den absoluten Stillstand.
Ohne Krieg, mit weltweiter Zusammenarbeit wäre der Fortschritt in den
verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen schon längst vorangeschritten.
Medizin, Technik, Weltraum.
Der Mensch würde das Sonnensystem durchqueren und fremde Welten entdecken.
Er würde endlich lernen wie Leben entsteht und zu erhalten ist.
Er wäre endlich ein Wesen das von sich und der Natur der Dinge weiß.
Er würde leben und leben lassen.
Eine schöne Zukunftsvision.
Lasst sie Realität werden ...
Copyright by U. M., März 2019
Blut scheint zu gefrieren.
Nebelhafte Gestalten, umschwirren ihn.
Frieren sie?
Spüren sie diese Kälte auch?
Die Kälte…
Warum facht hier niemand das Feuer an?
So dunkel.
Geht es denn bereits auf die Nacht zu?
Oh dieses verdammte Gefühl von Eis.
Körper empfindungslos.
Er muss die Laken – noch fester um sich ziehen.
Gedanken verschließen gegen dieses Eis.
Müde, so unendlich schläfrig.
Bilder ziehen durch seinen Geist.
Ein beängstigender, verwirrender Flickenteppich.
Fetzen der Vergangenheit, mischen sich mit der Gegenwart.
Aufarbeitung, Träume – Träume?
Nein – Kälte – wieder Kälte.
Zieht bis in den Bauchraum, in die Fingerspitzen, in die Arme.
Ist nicht aufzuhalten.
Funktionen – herunterschalten, schlafen, träumen …?
Albtraum? So schwer das Atmen!
So heftig der Herzschlag!
Herzspitze, in Eis getaucht.
Körper wird empfindungslos.
Angst durchpulst ihn.
Keuchend reißt er die Augen auf und sieht…
Kerzenleuchter auf einem hölzernen Tisch, in der Mitte.
Flackerndes Feuer, in sorgsam gemauertem Kamin.
Alter Mann unter blütenweißen Laken.
Rote Flecken auf den wachsbleichen Wangen.
Atmung schwer, in heftigen Stößen.
Wer ist dieser Mann?
Menschen stehen um ihn herum.
Gesichter umwölkt.
Spuren von Nässe rinnen aus den Augen.
Seltsam – er spürt wieder.
Die Feuchtigkeit der Laken.
Das Feuer in seinen Adern.
Das heftige Klopfen seines Herzens.
Sein Lebensrhythmus.
Wild und ungebärdig wummert er gegen die Rippen seines Körpers.
Als begehre er, hinausgelassen zu werden.
Plötzlich sah er wieder durch die Augen dieses Körpers.
Verschmolz mit ihm.
Begehrte auf!
Wieso?
Gedicht und Bild, Copyright by Ute Mrozinski, Feb. 2016
Wütender Schmerz wühlt in seiner Brust.
Verzweifelter Schluchzer – es ist so weit.
Wie weit?
Kalter Schweiß
Er will das nicht!
Schnappt nach Luft, bäumt sich auf.
Flackerndes Kaminfeuer!
Links und rechts Männer in eisernen Masken.
Aus ihren Augen schießt bläulich-kaltes Licht.
Sie wollen ihn holen.
Er muss weg hier!
Bäumt sich noch einmal auf.
Er muss weg hier!
Atem wie abgeschnitten.
Das rhythmische Klopfen – nur noch ein hohles Echo.
Setzt ganz aus.
Allumfassender Schmerz,
lässt seinen Körper, sein Bewusstsein erzittern.
…...Ruhe
Wie ein Traum, der nur einen Lidschlag lang währt,
fühlt er.
Etwas löst sich von diesem Körper.
Festen Schrittes geht er durch den Raum.
Den Körper, der dort lag, zurücklassend.
Er öffnet die Haustüre,
tritt auf die Straße.
Regen durchnässt ihn.
Donner rollt.
Er spürt es nicht
Elektrische Entladungen, zucken durch die Dunkelheit.
Plötzlich ein Aufriss im Himmel,
gezackt,
mit Elmsfeuern besetzt, lautlos!
Doch es ist keine Bedrohung.
Es ist etwas Anderes.
Etwas sehr Altes.
Etwas das schon immer da gewesen war.
Samtige Schwärze,
glitzernde Sterne,
unendliche Kälte.
Gewaltige Energien, uraltes Wissen.
Unglaubliche Kräfte, Verheißung und Hölle.
Will er entkommen, muss er dort hin.
Es ist ein Aufriss der Zeit – und es ist seine Chance.
Er rennt los.
Zum letzten Mal!
Gedicht und Bild, Copyright by Ute Mrozinski Feb. 2016
Der böse Spruch…
Ob Mann und Mann,
ob Frau und Frau,
ob Frau und Mann.
Die Liebe ist ein schöner Trieb.
Hat doch der Mensch den Menschen lieb.
Religionen jedoch sind ein Dieb.
Sie stehlen der Menschen Lebenskraft,
und haben schon so manchen dahingerafft.
Copyright by Ute Mrozinski, 2015
Weltuntergang!
Donnerndes Brausen in der Luft!
Weißglühende, rötliche Hitze!
Blut beginnt zu kochen, rasender Lauf Richtung Meer!
Auch dort keine Sicherheit, keine Rettung!
Krater tut sich auf, Wasser verdampft!
Eine Welt geht unter!
U. M. copyright 2016
Das kalte Schwarz der Seelen…
Ein Albtraum der keiner ist.
Information an alle...
selbst ernannten Helden der Straße.
Es gibt tatsächlich Kriege auf der Welt!
Es gibt tatsächlich Tyrannen!
Menschen, fliehen nicht aus Spaß.
Doch der Meister Tod nimmt kuriose Umwege.
Er liefert Kampfpanzer von Deutschland nach Kathar.
Todbringende Monster aus Stahl tauchen plötzlich auf.
Im Jemen, in Syrien, zwischen den mörderischen Horden des IS
Menschen – fliehen vor dem Unmenschlichen nach…
Dämmert es jetzt?
Ich sehe…
Huschende Schemen in der Kälte der Nacht.
Schwarze Gespenster mit Strumpfmaske und Sehschlitzen.
Weißer keuchender Atem dringt aus ihren Mündern,
ballt sich zu einer nebelhaften weißen Wolke zusammen,
die sich in weniger als einer Sekunde auflöst.
Ist es ihr Gehirn das sie dort ausatmen?
Ist es ihre Seele, die sie dort ausatmen?
Die sich in kalte, schwarze Schatten verwandelt?
In Schatten
des Unverständnisses,
der Uninformiertheit
der Einseitigkeit,
der Angst,
des Hasses!
Ich höre…
Stimmengewirr in einer Fluchtburg.
Lachen, Weinen, Diskussion, Freude, Zorn, MENSCHEN!
Hoffnung auf Leben in einer Welt,
ohne Bomben,
ohne Blut,
ohne Folter, Unterdrückung
ohne Tod und Leid.
Und der hebt jetzt seine Arme.
Wie abgeschossen, von einer Feuer speienden Krake,
fliegen Molotowcocktails durch die Dunkelheit.
Knallende Explosionen,
prasselnde Flammen,
giftiger Rauch, schreiende Menschen!
Feuerwehr – Polizei – Menschenansammlung.
Friedliche Demonstranten grölen, behindern die Rettungsmaßnahmen.
Polizei tut nichts.
Schützt die friedlichen Demonstranten.
Verhaftet Fliehende, die aus dem brennenden Haus stürmen.
Sie seien aggressiv geworden,
hätten zur Eskalation beigetragen!
Albtraum, Albtraum!
Schweißgebadet fahre ich aus den Kissen hoch.
Sonne dringt durch die Übergardinen.
˝Denk ich an Deutschland!1˝
Wecker geht.
Endlich – Realität!
Meine Damen und Herren, sie hören die Nachrichten…
In Bautzen brennt ein Flüchtlingsheim. Eine grölende Menge behindert
die Löscharbeiten! Die Polizei…
Mir wird kalt. Es geht los!
Copyright by U. M. Febr. 2016
Was Körper und Geist mit dem Niedergang
der Menschheit zu tun haben…
Ewiges Feuer.
Neuronales Feuer, biologisches Standby.
1500 Gramm Persönlichkeit. Ein Klumpen von Drei Pfund Nervengewebe.
Körper – Träger der Seele?
Beides kann nicht ohne den Anderen.
Der Körper schützt das Hirn und die Organe,
pumpt das Blut durch die Venen zum Zentralorgan Hirn.
Das wiederum den Körper am Laufen hält,
Bedürfnisse weckt wie Essen, Trinken, Schlaf.
Der hochorganisierte Organismus namens Homo Sapiens muss erhalten werden.
Körper und Hirn bedingen einander.
Beide brauchen Training und Futter, vollwertiges Futter.
Pommes, Mayo, Hamburger, Kola als Hauptnahrung tragen nicht viel dazu bei.
Marktschreierische Blutblätter,
dümmliche Fernsehprogramme,
schützen nicht vor Fremdenhass und Brandstiftern.
Angst vor Überfremdung, vor Andersdenkenden, vor Anderslebenden, vor Artenvielfalt,
schützt den Geist nicht vor Stagnation,
vor Stillstand und Ausrottung.
Doch nur Wenige, scheinen das Heutzutage noch zu wissen.
Den Zeigefinger gekrümmt, den Blick gesenkt laufen wir in ein Zeitalter des reinen Funktionierens.
Fast Food für den Geist ist wieder in.
Die damit angefüllten Hirne, werden davon so löchrig, so porös,
das die Dummheit aus den Hirnen austritt.
Das jeder Gedanke aus den den Hirnen austritt.
Auch die wenigen Guten.
Und während diese bedauernswerten Hüllen, jedem Rattenfänger nachlaufen, nachplappern,
ballt sich im Weltenraum, ein eiskalter schmutziger Schneeball aus Dummheit und Arroganz zusammen,
rast auf die Sonne zu,
wird von ihr angewidert wieder zurückgeschleudert,
rast auf die Erde zu – und vernichtet in einer gewaltigen Detonation,
das aus dem er entstanden ist, aber leider auch alles Andere.
Dummheit ist eben dumm!
Lasst es nicht so weit kommen.
Nährt euren Körper nachhaltig.
Nährt euren Geist mit Friedenswillen,
mit bunter Vielfalt,
mit Verständnis,
einfach mit Menschlichkeit.
Dann werdet ihr alles erhalten.
Geist, Körper, Menschheit.
Die Erde und der Rest der Natur, brauchen uns nicht.
Doch wir brauchen die Erde, wir brauchen die Menschheit.
Denn wir bedingen einander.
U. M. 2015
Das Bistro der verlorenen Träume…
Klein aber doch grenzenlos.
Raum ohne Widersprüche, doch bunt, vielfältig, gegensätzlich.
Raum - schummrig beleuchtet. Nur wenige Lichtteilchen verlieren sich dort.
Wände und Fußboden sind verschalt mit dunkelbraunen Bohlen aus Holz.
Sie knarren vom Druck der zahlreichen Füße die über sie hinweglaufen.
Es wird Abend, es wird tiefe Nacht.
Die äußere Welt kommt zur Ruhe, hüllt sich in Schweigen.
Das ist die Zeit des Bistros der verlorenen Träume.
Träumer betreten leise die Bühne.
Du siehst sie stehen an der Theke, mit der schwarz glänzend polierten Platte.
Sie stoßen mit den Knien an dem cremefarbenen Thekenblock.
Der Widerhall von lebendem Gewebe, von Geist, von raunenden Stimmen öffnen Augen und Ohren, lassen Tränen fließen.
Aufgenommen und konserviert von Raum und Zeit.
Du siehst ihn dort stehen, den einsamen Narren, mit den glänzenden schwarzen Haaren, mit dem Bier in der Hand, der tätowierten Rose auf dem Oberarm.
Er ist wie der Raum, jung und doch uralt.
Die Narben im Gesicht und über dem Herzen hat er sich selber beigebracht.
Hinter der Bar der Wirt.
Sein geifernder Wolf schaut ihm über die Schultern
Die blonde Mähne, die mystische Sonnenbrille, das martialische Shirt,
täuschen nicht hinweg über die leere, verzweifelte Gier nach Leben.
Die Fee mit dem Haar wie feurige Wellen, dem Kleid aus Geheimnis und Versprechen,
sucht nach dem Glück, und findet doch immer nur den schalen Nachgeschmack.
Männer prosten sich zu. Kerle vom alten Schlag.
Ehrliche Gespräche, Frauen, Autos, Sport, Container.
Wer geht rein, wer soll raus.
Apropos raus, die Fremden, die sollen raus.
Die wollen nur unser Geld. Die wollen nicht arbeiten.
Wir waren auch nicht auf Rosen gebettet.
Die saufen und nehmen Drogen.
Was, die dürfen nicht arbeiten? Wird auch seinen Grund haben!
Prost!
Am Ende der Theke Stimmen die sich ineinander verhaken, aufeinander prallen und blaue Flecken schlagen.
Elegante Hüllen, ˝stylische˝ Frisuren, Masken statt Inhalte, Unzufriedenheit, Depression, Zorn, Leere, Angst!
Ihr Symbol ist die Schlange, seines das Recht haben.
Der Kellner ist ein Künstler, des Schlängelns und der Balance.
Das volle Tablett auf den Fingerspitzen, surft er geradezu zwischen den Gästen hindurch, immer in Gefahr vom Brett zu kippen.
Er ist ein Held der Apokalypse, hart und ausgebufft. Der Fuchs ist sein Freund.
An einem Stehtisch Bär und Katze, zwei Übriggebliebene, die von den Jugendsünden nicht abließen, die immer sie selbst blieben.
Die Fehler zu Hauf begehen, aber die nicht aufhören zu träumen.
Auf dem Nachbartisch sitzt ein Chamäleon.
Zwei junge Frauen haben sich mit ihm angefreundet und versuchen ihm nachzueifern.
Mit dem Chamäleon auf der Schulter haben sie zu Hause vor dem Spiegel gestanden und sich eine neue Hülle gegeben. Sie haben geübt zu gehen, zu reden, zu schauen.
Sie wissen sich auf der Bühne zu bewegen.
Doch den Prinzen denen sie begegneten, blätterte spätestens nach einer Nacht das Gold von den Körpern, ihre Gesichter wurden alltäglich, ihre Versprechen brüchig.
Doch sie suchen noch immer, und beschimpfen das Chamäleon, sich nicht genug Mühe gegeben zu haben.
Manchmal, wenn sie alleine sind, weinen sie auch.
Das Bistro der verlorenen Träume schließt nie.
Es ist Tag und Nacht geöffnet.
Die Träumer wechseln ständig, in einem immerwährenden Kreislauf rund um die Welt.
Willst du das Bistro der verlorenen Träume betreten?
Dann schließe die Augen und horche in dich hinein!
Copyright: Ute Mrozinski, Sept. 2015
Das Lied der Sonne!
Verliere nicht die Gewalt über das Lied der Sonne!
Denn dieses Lied ist süß. Denn dieses Lied ist heiß!
Heißer als die Hölle!
Es wird die Nacht vertreiben.
Beobachte die Priester in den Tiefen Himmeln.
Denn sie werden der Sonne den ewigen Tag entreißen.
Und dann wirst du dich sehnen nach der kühlen Nacht.
Denn der ewige Tag wird dich verbrennen!
Schließt euch zusammen gegen die Priester über den Tiefen Himmeln.
Gebt sie nicht her Volk – die Macht über das Lied der Sonne!
Lasst euch nicht stehlen die Gewalt über Tag und Nacht!
Denn nur wenn Hell und Dunkel Gefährten sind
wird das Feuer der Liebe euch heilende Kühlung bringen!
Copyright: Ute Mrozinski, August 2015